Trump und die Steuern
Leserfrage: Welche Folgen für mich als deutscher Börsianer hat das neue Steuergesetz von Donald Trump?
Antwort: Mehr als tausend Seiten umfasst ein neuer Gesetzentwurf, den der US-Präsident als „the big, beautiful bill“ bezeichnet – das große, schöne Gesetz. Wobei bisher nur feststeht, dass es eben einen großen Umfang hat. Ziel dahinter ist es, die von Trump versprochenen Steuersenkungen durch Einsparungen und Einnahmen an anderer Stelle gegenzufinanzieren. Was genau drin steht, weiß die Öffentlichkeit übrigens nicht, bislang sind lediglich Auszüge bekannt. Darunter ein möglicherweise pikanter für ausländische Investoren wie etwa deutsche Besitzer von US-Aktien: Dividenden könnten künftig höher besteuert werden. Und zwar dann, wenn die Heimatländer der Aktionäre mit „diskriminierenden Steuersystemen“ arbeiten, also zum Beispiel US-Unternehmen mit Digitalsteuern belasten (wie es zum Beispiel die EU aktuell ins Auge fasst). Zunächst soll die Quellensteuer von bisher 15 Prozent, die bekanntlich voll auf die Steuerschuld angerechnet werden, auf 20 Prozent erhöht werden. Wird das Gesetz in dieser Form durchgewunken, soll es ab 1. Januar 2026 gelten. Erfreulich wäre das freilich nicht für deutsche Besitzer von US-Aktien, zumal der Steuersatz pro Jahr um weitere 5 Prozent bis zu maximal 35 Prozent angehoben werden kann. Allerdings sollten Börsianer jetzt nicht gleich in Panik geraten, sondern Ruhe bewahren. Das Gesetz könnte beispielsweise im Senat noch scheitern oder geändert werden. Auch könnten Gerichte einschreiten oder Donald Trump selbst mal wieder eine andere Richtung einschlagen. Betroffene Länder könnten zudem ihrerseits die „unfairen Steuerpraktiken“ abstellen oder erst gar nicht einführen.
Doch zunächst gilt es, das Ganze richtig einzuordnen. Es geht hier schließlich nicht um Kursgewinne, sondern „nur“ um Dividenden. Sprich, bei Aktien mit keinen Ausschüttungen (wie Amazon oder Adobe) oder nur geringen (wie Thermo Fisher oder Danaher) würde man selbst die 35 Prozent nicht oder fast nicht spüren. Und da viele US-Konzerne ihre Dividenden regelmäßig steigern, fließt nächstes Jahr eventuell sogar im Falle einer höheren Besteuerung am Ende womöglich genauso viel wie dieses Jahr. Wir raten deshalb dringend davon ab, nur allein wegen einer möglicherweise etwas höher besteuerten Dividende erstklassige US-Aktien zu verkaufen. In jedem Fall hat man noch etliche Monate Zeit, um die weitere Entwicklung abzuwarten. Bekanntlich wird nicht alles, was Donald Trump plant, am Ende auch tatsächlich so umgesetzt …
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