Was tun mit Exxon und Total?
Exxon und Total sind keine Wachstumsaktien mehr …
Einen Schlussstrich ziehen wir bei unseren Ölaktien Exxon und Total. Jahrzehntelang kannte der Ölverbrauch nur eine Richtung: nach oben. Man glaubte, die größte Gefahr wäre, dass uns irgendwann das Öl ausginge, Stichwort Peak Oil. Der Preis schwankte zwar immer wieder, doch auf Dauer wurde das schwarze Gold aufgrund der steigenden Nachfrage teurer. Inzwischen haben sich die Perspektiven allerdings grundlegend verändert. Ging man bis vor Kurzem noch davon aus, dass der Verbrauch von Öl und Gas zwar langsamer, aber doch noch jahrzehntelang weitersteigt, sehen Experten dies mittlerweile anders: Der Verbrauch fossiler Brennstoffe wird demnach erstmals in der Geschichte der modernen Menschheit sinken. Also nicht nur der Anteil von Öl und Gas am gesamten Energiekuchen soll schrumpfen, sondern tatsächlich der absolute Verbrauch. Treiber sind Elektroautos und das Aufkommen regenerativer Energien zusammen mit dem zunehmenden Umweltbewusstsein der Menschen und dem Klimawandel. Und auch die Coronapandemie wird sich Schätzungen zufolge negativ auswirken. Nicht, weil mal ein Jahr wenig geflogen wurde, sondern weil generell durch mehr Homeoffice und Videokonferenzen dauerhaft weniger herumgefahren wird. Zweifellos werden Öl und Gas nicht von heute auf morgen überflüssig. Uns geht es aber um die grundsätzlichen Perspektiven, und hier befürchten wir mittlerweile, dass die Ölriesen ihren Zenit zumindest als Wachstumswerte überschritten haben. Das bedeutet natürlich nicht, dass unsere Branchenvertreter Total und Exxon jetzt schlagartig schlechte Aktien sind. Es kann sogar gut sein, dass mit dem Nachlassen der Pandemie der Verbrauch erst einmal wieder steigt, die Ölpreise haben ja bereits kräftig angezogen. Allerdings sprechen die Langfristcharts nicht mehr für diese Titel. Auch das Argument Dividende – oft das stärkste für Ölaktien – hat Schwächen. Exxon muss inzwischen Vermögenswerte verkaufen, um die Ausschüttung überhaupt halten zu können. Wir stufen Total und ExxonMobil deshalb künftig mit drei Diamanten ein.
Auch für uns ist es nicht einfach, uns von Aktien zu trennen, mit denen wir so lange durch dick und dünn gegangen sind. Aber so konsequent wir beim Aktienhalten sind, so konsequent muss man auch sein, wenn man nicht mehr hundertprozentig von einem Titel überzeugt ist. Zumal sich auf unserer Diamantenliste genügend aussichtsreiche Alternativen finden, die mehr als nur „Auswechselspieler“ sind. Und – so viel sei verraten: Ein paar „Neuverpflichtungen“ stehen in den kommenden Ausgaben bereits vor der Tür …
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