Becton Dickinson: Aktie taucht ab

Management rechnet mit langsamerem Wachstum.
Man muss nicht immer verstehen, was so tagtäglich an der Börse geschieht. Aber der Absturz der Becton-Dickinson-Aktie kurz vor dem Wochenende lässt selbst uns alte Börsenhasen verwundert die Augen reiben. Was genau ist passiert? Der
Weltmarkführer bei Spritzen und Nadeln hat seine Quartalszahlen und eine neue Jahresprognose veröffentlicht. Und um es schon mal vorwegzugreifen: Letzteres war das Problem. Blicken wir aber zuerst auf die Drei-Monats-Zahlen: Der amerikanische Medizintechniker konnte im zweiten Quartal (das Geschäftsjahr endet im September) den Umsatz um sechs Prozent auf 5,3 Milliarden Dollar steigern, im selben Tempo kletterte der bereinigte Gewinn pro Aktie. Doch was den Spekulanten überhaupt nicht gefiel, war die Jahresprognose, denn die wurde von Becton Dickinson gesenkt. Klingt nicht gut und ist sicherlich auch keine positive Nachricht. Aber unserer Meinung nach rechtfertigt sie nicht Bectons größten Kursrückschlag an einem Handelstag in diesem Jahrtausend. Denn das Management rechnet nicht mit einem Gewinnrückgang und schon gar nicht mit einem Verlust, sondern (lediglich) mit einem etwas langsameren Gewinnwachstum als ursprünglich gedacht. Schuld sind die drohenden Zollbelastungen sowie Wettbewerbsdruck auf dem chinesischen Markt, die den Konzernvorstand etwas vorsichtiger werden lassen … was ja grundsätzlich nicht verkehrt ist. Konkret bedeutet das: Ging Becton-Chef Thomas E. Polen bislang von einem Jahresgewinn von maximal 14,60 Dollar pro Aktie aus, kalkuliert er nun wegen Donald Trumps Zollplänen höchstens noch mit 14,34 Dollar. Wie gesagt: Keine gute Nachricht! Jetzt kommt das große ABER: Diese reduzierte Gewinnprognose entspräche immer noch einem Gewinnwachstum von neun Prozent! Das ist alles andere als ein schlechtes Ergebnis, vor allem da Becton Dickinson kräftig in künftiges Wachstum investiert und 2,5 Milliarden Dollar in amerikanische Produktionsstätten stecken will.
Auch wenn die Aktienkursentwicklung in jüngster Vergangenheit und vor allem in den letzten Tagen enttäuschte, halten wir dem traditionsreichen Medizintechniker daher die Treue. Ein Unternehmen, das auf ein Rekordjahr beim Umsatz und beim Gewinn zusteuert (und laut Expertenschätzungen auch im nächsten Jahr eins drauflegen dürfte), kann nicht so schlecht sein, wie es uns der Aktienkurs momentan weiß machen will!
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